· Geschichte

Der lange Weg zum eigenen Platz

Beim Wiesen-probieren ging das "Baby" zu Bruch

Flugzeug mit Unterstellmöglichkeit und Transportwagen; darauf konnte die junge Fliegergruppe mit Recht stolz sein. Doch wo blieb der eigene Flugplatz? Ein großes Wandern auf der Suche danach begann, zumal da in Egelsbach nur gelegentlich ein Start gemacht werden durfte. Meist fuhr man zu Wiesen, die nur für eine einmalige Erprobung zugelassen waren. So wurde auf einer am Dornbach zwischen Bad Homburg und Oberursel geflogen; ebenso auf der Stierstätter Heide und auf dem ehemaligen Militärflugplatz Merzhausen. Der Vorstand bemühte sich auch hier vergeblich, festen Fuß zu fassen. denn die Bundespost hatte den längeren Arm und mehr Geld.

Noch mehr Pech: Das Grunau Baby ging bei der Erprobung der Nidda-Wiesen bei Harheim schwer zu Bruch. Dadurch geriet der Verein in eine Krise. Das Flugzeug, das unter so großen Opfern gebaut worden war, lag mit gebrochenem Hauptholm und stark beschädigtem Rumpf darnieder; die Kasse war leer und nicht alle Mitglieder hatten das Stehvermögen, nochmal von vorne anzufangen. Der Initiative des damaligen 1. Vorsitzenden, Wilhelm Riehl, war es aber zu verdanken, daß Hermann Zitter im Mai 1954 Mitglied wurde und den Vorsitz übernahm. Ihm gelang es, die Mitglieder wieder zu motivieren. Das Baby war dann auch in relativ kurzer Zeit wieder flugklar.

Der Doppelsitzer gewinnt – dank Quandt

Sollte sich das Unheil mit dem "Baby", bei einigem Pech, wiederholen? Viele der alten Segelfieger kannten nämlich die Ausbildung nur vom einsitzigen Fliegen. Deshalb war ja auch die Entscheidung für den Bau eines einsitzigen Flugzeugs zustande gekommen. Nachdem aber brauchbare Doppelsitzer auf den Markt gekommen waren, hatte sich die Erkenntnis durchgesetzt, daß im Segel- wie auch im Motorflug die Doppelsitzerschulung wesentlich schneller und ungefährlicher zum Ziel führe. Für Hermann Zitter, den erfahrenen Fluglehrer, war das keine Frage und er setzte bereits 1956 die Anschaffung eines entsprechenden Schulflugzeugs durch. Zur Finanzierung mußte jedes Mitglied 30,— DM spenden. Bei einem durchschnittlichen Stundenlohn eines Facharbeiters von damals 2,20 DM bedeutete dies ein großes Opfer. Natürlich reichte die Spende nicht aus und so war es gut, daß mit Harald Quandt, dem Industrie Millionär, ein Mitglied in den Verein kam, das in der Lage und auch Willens war, das Flugzeug vorzufinanzieren. Bei entsprechender Eigenleistung des Vereins war er bereit zu helfen. So konnte die "Rhönlerche" angeschafft werden und die Ausbildung erfuhr nun einen großen Aufschwung.

(Gerd Heinecke)

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