Deutsche Meisterschaft in Lüsse

Erland, - Dr. Erland Lorenzen Meteorologe und Fluglehrer im Luftsportclub Bad Homburg e.V. (LSC) war der ideelle Sieger der diesjährigen Deutschen Meisterschaft in Lüsse südwestlich von Berlin.
Ein Höhentrog mit einem Kaltlufttropfen über dem südlichen Skandinavien markierte eine für den Segelflug tödliche Schlechtwetterlage über Norddeutschland.

Insgesamt 3 Teilnehmer hatten den Luftsportclub in Lüsse vertreten, Dr. Erland Lorenzen als vom Veranstalter bestellter und eingeladener Chefmeteorologe, sowie die beiden durch andere Wettbewerbe im Vorfeld qualifizierten Piloten Dr. Burkhard Müller (15 m FAI-Rennklasse) und Gerd Spiegelberg in der 18 m Klasse.
Wenig überraschend fiel der Auftakt dieser Konkurrenz Anfang Juli denn auch für 3 Tage buchstäblich ins Wasser. Selbst die Gedanken der fliegenden Segelzunft gingen eher hin zum Segelbootfahren, denn hin zum Fliegen mit Segelflugzeugen.
Den Beteuerungen von Erland mochte am 4. Tage schon niemand mehr trauen, als es hieß: Aufrüsten und die Startaufstellung einnehmen.
Die sandigen Böden des hohen Fläming nahmen die immensen Wassermengen der Vortage mühelos auf, und schon nach kurzer Sonneneinstrahlung entwickelten sich die ersten zarten Aufwind.
Dank fachlicher Feinanalyse und großem meteorologischen Fingerspitzengefühl erkannte Erland nun an sage und schreibe 8 aufeinander folgenden Tagen, im Chaos der West- Ost Driften der Tiefdruckgebiete, die einzigen segelfliegerisch nutzbaren Wetterfenster.
Insgesamt 116 Teilnehmer in insgesamt 3 Klassen wurden mittags auf die weiten Strecken geschickt, die es galt motorlos schnellstmöglich zu bewältigen. Jeder Klasse hatte unterschiedliche Aufgaben um festgelegte Wendepunkte herum zu fliegen - entweder dem guten Wetter entgegen, oder hinterher.
Häufig glücklose Flugwegentscheidungen ließen Burkhard Müller und Gerd Spiegelberg im Mittelfeld verharren. (2 km/h zu langsam bedeuteten Platz 16 in der Tageswertung)
Die 15 Gäste aus den Nachbarländern und den USA sprachen ob der Leistungsdichte von einer kleinen Weltmeisterschaft, lagen doch die Zeitdifferenzen bei einem 530 km Flug um Berlin herum bei weniger als 10 Minuten zwischen der 1. und der 20. Tagesplatzierung.
Geflogen wurde einzeln oder in kleinen Gruppen, und aufgrund des individuellen Abflugverfahrens sahen sich die einzelnen Teilnehmer unterwegs oft nicht, oder nur sporadisch. Häufig ließ sich eine gute oder schlechte Tagesplatzierung an der Qualität und Stärke eines einzelnen Aufwindes festmachen.
Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von mehr als 134 km/h durchflog Michael Streit, der spätere Sieger in der 18 m Klasse, den 285 km Parcours am 3. Wertungstag, und wer an einem der anderen Tage eine Geschwindigkeit von mindestens 100 km/h verfehlte, machte sich Gedanken um eine vordere Platzierung.
Nach einer internationalen Wertungsformel wurde täglich die Durchschnittsgeschwindigkeit und die geflogene Strecke eines jeden Teilnehmers bewertet und mit Punkten versehen. Fast immer war es rein die Geschwindigkeit die zu mehr oder weniger Punkten führte, da nur selten Teilnehmer die unsichtbaren Aufwinde verfehlten. Kam es trotzdem unterwegs zu eine der seltenen Außenlandungen, so fiel der Teilnehmer auf einen aussichtslosen Platz in der Gesamtwertung zurück.
Ähnlich wie bei Mehrtagesrennen im Radsport wurden die Tagespunkte der Piloten zum Abschluss des Wettbewerbs addiert und die Gesamtsieger so ermittelt.
Mit den täglichen Driften der guten Wetterlücken von West nach Ost erlebten die Teilnehmer spannende Flüge über der Lüneburger Heide, über weite, waldreiche Landschaften Polens, das Riesengebirge bei Zielna Gora und den Müritz See bei der motorlosen Umrundung von Berlin.
Die Teilnehmer des LSC-Bad Homburg Dr. Burkhard Müller und Gerd Spiegelberg belegten die Gesamtplätze 30 und 27 in ihren jeweiligen Kassen.
Die ganz besonderen Leistungen in der punktgenauen Wettervorhersage hatten diese hochklassige Deutsche Segelflugmeisterschaft gerettet. Analysierten die Teilnehmer gelegentlich einmal während ihrer Wertungsflüge die Wetteroptik abseits ihrer Streckenführung, so war meteorologische Nachdenklichkeit der vorherrschende Gedanke vieler Piloten. Viele Flüge starteten denn auch als die letzten Regenschauer am Horizont verschwanden und endeten im aufkommenden Regen.
Selten wird ein Meteorologe, bei eigentlich schlechtem Wetter aus Dank mit Standing Ovationen und minutenlangem Applaus verabschiedet.
Somit stand doch ein Mitglied des Luftsportclub Bad Homburg auf dem Siegertreppchen - Dr. Erland Lorenzen.

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