Diskussion mit den ansässigen Landwirten oder Eine Kiefer musste weichen
Aus Bauernwiesen wird nicht gleich ein Flugplatz. Geduld, Einfühlungsvermögen und die Gabe zur Seelenmassage waren nötig, um aus dem glücklicherweise schließlich entdeckten Wiesengelände am Erlenbach einen auf Dauer brauchbaren Flugplatz zu machen. Gerd Heinecke schildert in seiner sechsten Folge unserer Vereinsgeschichte, wie dies vor vier Jahrzehnten ablief.
Der Flugplatz war gefunden. doch mussten erhebliche Schwierigkeiten überwunden werden: Nicht weniger als 27 Landwirte waren Eigentümer oder Pächter des Geländes. Sie hatten einen Drainageverband gegründet, um mehrere sumpfige Stellen auf den Wiesen zu entwässern. Der LSC hat sich später an den Kosten beteiligen müssen.
Trotz des damals noch bestehenden „Landhungers" war es in vielen, schwierigen Einzelgesprächen und Versammlungen mit den Bauern gelungen, wenigstens vorläufige Genehmigungen für die fliegerische Erprobung des Geländes zu bekommen. Noch im gleichen Jahr wurden aber 450 Starts gemacht, bzw. auch der 1.000ste seit Bestehen des Vereins.
Der LSC war inzwischen auf 80 Mitglieder angewachsen und war damit einer der stärksten Luftsportvereine in Hessen. Obwohl die Landwirte anfangs den fliegerischen Aktivitäten mit erheblicher Skepsis begegneten, waren im Oktober 1956 dann doch 15 Landwirte bereit, schriftlich ihr Einverständnis zu geben.
Natürlich gab es auch danach noch Schwierigkeiten mit den Eigentümern und Pächtern. Immer wieder einmal war einer sauer auf die Flieger. Schließlich waren wir in ihren Bereich eingedrungen und erwarteten von ihnen obendrein Verständnis. Teile des Geländes wurden zeitweise als Weideland genutzt, was natürlich den Flugbetrieb behinderte. Das machte Absprachen mit den Bauern nötig und diese verliefen nicht immer positiv.
Hinzu kamen die Tücken des Platzes selbst. An einigen Stellen war er immer noch sumpfig. Die gerade fertige Drainage wirkte sich erst langsam aus. Viel Verständnis fanden wir beim Ortslandwirt von Anspach. Herrn Jäger. Er beschwichtigte seine Bauern immer wieder; und war ein von uns verursachter Flurschaden zu beurteilen, dann fiel sein Spruch meistens zu unseren Gunsten aus. Allerdings: Die Mechanisierung der Landwirtschaft war 1956/57 noch nicht so weit fortgeschritten wie heute und so waren die Bauern froh, wenn wir ihnen bei der Heuernte halfen. Wir taten es nicht ohne Eigennutz; denn je schneller die Wiesen leer waren, desto früher konnten wir wieder starten. Unsere Piste lag unter diesen Umständen oft an einer anderen Stelle, weil wir uns nach den Gegebenheiten richten mussten.
Nachdem abzusehen war, dass wir uns langfristig mit den Grundstückseignern einigen könnten und auch von den örtlichen sowie den Landesbehörden keine Einsprüche mehr kommen würden, war das nächste Ziel eine Flugzeughalle. Inzwischen war auch das Haupthindernis, die große Kiefer mitten auf dem Platz, verschwunden. Von Protesten ist nichts bekannt. In einem alten Journal ist verzeichnet, dass der Sprengmeister vom LSC für seine Auslagen 21,75 DM bekam.
Wie andere Vereine war auch der junge LSC auf öffentliche Mittel vom Staat bzw. den Kommunen angewiesen. Deswegen war es nötig, dass der Verein seine Arbeit und Tätigkeit nicht nur bei den Behörden, sondern auch bei der Bevölkerung bekannt machte. Öffentliche Aktionen waren dringend nötig. 1953 war mit der Taufe des Baby III auf dem Kurhausvorplatz ein erster Schritt getan. Aber nicht jedes Jahr war ein neues Flugzeug zu taufen. Deshalb hat sich unser Verein jedes Jahr mit dem Bau eines Festwagens am Homburger Laternenfest beteiligt. Solche Aktivitäten wurden förmlich erwartet. Und der damalige Oberbürgermeister Horn von Bad Homburg ermahnte uns: "Wir erwarten von den Fliegern auch Bürgersinn.
Damit unser Fluggerät bekannt wurde, haben wir zu Ostern 1957 vor dem Kurhaus alles ausgestellt, was wir besaßen: das Baby III die Rhönlerche und die Piper, daneben auch einige Flugmodelle. Alles stieß auf großes Interesse. So ging es mühselig, aber letztlich erfolgreich Schritt für Schritt voran. Ein weiter Weg lag aber noch vor uns, doch das wäre bereits die nächste Geschichte.
(Gerd Heinecke)