Ein Wunsch geht in Erfüllung: Einmal im Leben Segelfliegen

 „Es ist für mich ein Wunder, wie uns das kleine Schleppflugzeug so weit, über 1000 Meter hoch hinauf ziehen konnte. Und sehr eingeprägt hat sich mir beim Anflug auf den Feldberg der Blick von oben auf den Funkturm!“

Uwe Ernsberger hat beim Luftsportclub Bad Homburg (LSC) einen Gastflug im Segelfugzeug-Doppelsitzer erlebt, so wie ihn der Verein ständig anbietet. Aber dieser Bericht kommt von einem besonderen Gast und einem Piloten, den dieser einstündige Flug unter den Wolken menschlich so stark berührt hat, wie noch keiner davor. Denn Ernsberger lebt in der Niederreifenberger Hospizgemeinschaft Arche Noah Hochtaunus, kann seine Muskeln nicht mehr benutzen und sitzt im Rollstuhl. Sein großer Wunsch war es, einmal im Leben einen Segelfug mitzumachen, einen Flug, den er sich beim Anblick der weißen Vögel über Schmitten immer schon im Kopf vorgestellt hatte! An einem heißen Tag während des momentan stattfindenden Fluglagers war es soweit: Per Spezialtaxi und in Begleitung von Heidelore Wehner und vier weitere Helfern kam Ernsberger am Flugplatz an. Der promovierte Biologe hatte lange in der Hirnforschung am Max-Planck-Institut und der Heidelberger Uni gearbeitet, war deswegen schon öfters beruflich geflogen. „Seit 12 Jahren hatte ich nicht mehr im Flieger gesesseen und schon fast vergessen, was für ein phantastischer Anblick die Erde von oben ist! Das Mosaik aus Feldern und Wäldern, Dörfern und Städten ist immer ein kleines Wunder anzuschauen.“ Die rote Farbe des Schleppflugzeuges vor dem blauen Himmel mit den weißen Wolken sei ein Bild großer Schönheit gewesen, so Ernsberger. Genauso geht es dem Autor auch, für den selbst nach über tausend Starts jeder einzelne Flug wieder neu und aufregend ist, wie der Erste.

Dieser Gast war ausserordentlich interessiert, so dass sich während des ganzen Fluges ein ausführliches Gespräch entspann. Wie denn der Streckenflug nun genau funktioniere, wollte der Naturwissenschaftler wissen. Das sollte dann gleich demonstriert werden, wobei die ersten zwei, drei Versuche, unter Wolken Aufwinde zu finden, scheiterten. Wolken bilden sich nur über Aufwinden – heißer, nach oben steigender Luft – und die wollen Segelflieger steil kreisend nutzen, um Höhe für den weiteren antriebslosen Vorflug zu gewinnen. So erlebt man das aber oft beim Segelfliegen, die Natur ist nicht auszurechnen und eine gealterte Wolke produziert später nichts weiter mehr, als Abwinde. Der Flugzeugschlepp war aber bis auf 1300 Meter über Grund gegangen, so dass genug Zeit für weitere Versuche blieb. Die waren dann auch erfolgreich: Das Variometer zeigte eine Steiggeschwindigkeit von zwei bis drei Metern pro Sekunde an. „Beim Einkreisen konnte ich zunächst nicht abschätzen, wieviel Grad das steil wird und ob es instabil werden kann“ so Ernsberger. Sehr genossen habe er den Moment des Abhebens, bei dem es im Flugzeug sofort ruhig und komfortabel geworden sei. „Und die Erwartung, das stille, kontemplative Gleiten zu erleben, hat sich auch erfüllt!“ Ernsberger kennt nach eigener Angabe den Taunus nicht so gut, erkannte aber sofort Schmitten und sein Freibad. Auch dass sich die engen Täler auf der Autofahrt beim Hinweg Richtung Neu-Anspach weiten, dass alles lichter wird, könne man auch aus der Luft sehr gut erkennen!

Nach der Landung gab es ein kleines Buffet und Umtrunk, von den Helfern liebevoll zubereitet, sowie poetische Worte vom Gast: „Die Stimmung und das Buffet am Flugplatz habe ich richtig genossen. Eine sehr friedliche und freudvolle Stimmung: Man schaut über die weiten Felder, wie der eine Flieger geht, der andere kommt und wie der Bussard am Ende des Flugplatzes seine Kreise über den Baumspitzen zieht.“

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