LSC in 2. Bundesliga etabliert

Eine sehr erfolgreiche Wettbewerbssaison hatte der Luftsportclub Bad Homburg (LSC). In der 2.Segelflug-Bundesliga des Online-Contest (OLC) – einem Teamwettbewerb – erreichte der Verein nach 19 Runden mit Platz 14 von 30 teilnehmenden Vereinen einen sehr guten Mittelplatz. Denn obwohl erst 2013 von der Landesliga in diese zweithöchste deutsche Liga aufgestiegen, behauptete man sich dort auf Anhieb und strebt nächstes Jahr zu Höherem.

„Dann wollen wir an die Spitze dieser Liga vorstoßen und vielleicht sogar in die 1.Bundesliga aufsteigen" – dieses Ziel gab Patrick Weiss, Segelflugreferent des LSC und selber einer der Spitzenpiloten, vor. Eigentlich ist Segelfliegen ja ein Individualsport. Bei der OLC-Liga aber werden seit einigen Jahren für einen Verein diejenigen Wochenend-Flüge von drei Piloten gewertet, die in einem Zeitfenster von zweieinhalb Stunden die höchsten Durchschnittsgeschwindigkeiten erflogen. 38 Tage lang gab es also die Chance den Verein nach vorne zu fliegen, ein Vorhaben, an dem sich im LSC viele, auch ganz junge Piloten, beteiligten.

„Die Konstruktion des Wettbewerbes stachelt natürlich auch die interne Konkurrenz an und motiviert die Flieger auch mal bei etwas schlechterem Wetter auf Strecke zu gehen" sagte Weiss. Bei schwachen Wetterlagen, bei denen der Einzelflieger lieber zu Hause, oder im Platzrundenbereich bleibe, habe man dann manchmal sogar gute Chancen in der Bundeswertung weit vorne zu landen. „Hier sieht man, dass die Bundesliga für alle da ist, auch für unsere jungen Flieger" so Weiss zum Abschneiden des jungen Nachwuchses. Einer von ihnen ist der erst 19-jährige Philipp Harders aus Schmitten: „Mein bester Flug war am 2.Juli. An dem Tag war es morgens sehr schwer aus Anspach wegzukommen, weil es blau und nicht gerade homogen war, im Tagesverlauf wurde es jedoch immer besser und gegen Abend wurde es dann in der Wetterau nochmal anstrengend, mit zunehmender Erschöpfung schwache Bärte zu finden und zu kurbeln." Mit „blau" meinen die Segelflieger Thermik ("Bärte"), also warme aufsteigende Luft, die so trocken ist, dass sie keine Cumuluswolken bildet. Diese zum Überlandflug notwendigen Aufwinde zu finden, ist dann natürlich viel schwieriger, als wenn Wolken die Bärte markieren. 513 Kilometer flog Harders dabei mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 74 Kilometern pro Stunde

Aber auch die erfahrenen Leistungsflieger mischten kräftig mit. Den bei weitem längsten Flug schaffte mit seiner Antares 18T am 31.Mai der Neu-Anspacher Gerd Spiegelberg: Er flog eine Strecke von 905 (!) Kilometern mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 97 Kilometern pro Stunde! Von Anspach aus zunächst nach Westen zur Saarschleife und dann in einem nördlichen Dreieck in der Gegenrichtung nach Osten bis zum Thüringer Wald, weiter hinunter nach Bayreuth und dann zurück über Rhön und Vogelsberg führte sein Riesenflug. Neuneinhalb Stunden, mehr als einen normalen Arbeitstag lang saß Spiegelberg dafür im engen Cockpit. Was neben der intellektuellen Leistung – Navigieren, Luftraumbeoabchtung, Rechnen, Kartenstudium, Instrumente ablesen – in Sonne und Hitze auch eine erhebliche körperliche Anstrengung ist.

Nach 19 Wochenden voll mit sportlichen und emotionalen Flugerlebnissen erreichten die LSC-Piloten 128 Punkte und Gesamtrang 14. Nach recht guten Ergebnissen zum Anfang, einmal sprang sogar ein 2.Rundenplatz heraus, gab es zur Saisonmitte einen bösen Durchhänger: Geschlagene sieben Wochenenden lang konnte aufgrund des schlechten Wetters entweder garnicht, oder nur kurz geflogen werden. Genau in diesem Zeitraum gab es in Süddeutschland allerbestes Streckenflugwetter! Und so wurde ein bayrischer Verein, die LSG Herzbruck mit 249 Punkten Ligasieger. „So ist das beim Segelfliegen, wir sind alle existentiell vom Wetter abhängig, das macht ja auch den Reiz aus" sagte Weiss zum Abschluss. Nächstes Jahr könnte der Wettergott vielleicht auch mal in Hessen Station machen?

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