Neues von den Marburg Open

Segelfliegen, die schöne hessische Landschaft von oben erleben und die familiäre Gemeinschaft von 70 Sportlern der Lüfte - das waren die 9.Marburg Open in Cölbe-Schönstadt. Ausrichter war der Kurhessische Verein für Luftfahrt von 1909 e.V. Marburg mit Tobias Frommhold als organisatorischem und Werner Meuser als sportlichem Leiter. Über acht Tage lang galt es von der Wettbewerbsleitung ausgeschriebene Dreiecksstrecken zu fliegen, wobei einmal das vollständige Umrunden dieser Strecken gewertet wurde - was nicht immer allen gelang - und die dafür benötigte Zeit: der Schnellste gewann.

Leider spielte, wie so oft in europäischen Sommern, das Juniwetter nicht so richtig mit, so dass vier Tage neutralisiert werden mussten, also nicht geflogen werden konnte.

Segelflieger, die ihre Flugstrecken mit Hilfe sogenannter Thermik, aufsteigender warmer Luft bewältigen, benötigen Sonneneinstrahlung, damit sich diese Thermik entwickeln kann. "Bärte" nennen Segelflieger die aufsteigenden Blasen warmer Luft, an deren Spitze die enthaltene Luftfeuchtigkeit in Form von Wolken kondensiert. In diesen Bärten kreisend werden Höhen bis zu 3.000 Meter erreicht, die anschliessend im Geradeausflug in Strecke umgesetzt werden.

"Dank präziser Daten und Vorhersagen des Deutschen Wetterdienstes, machen wir uns morgens ein genaues Bild der erwarteten Wetterlage" erläuterte Meuser, selbst Wettbewerbsflieger und Weltmeister in der Standardklasse, wie die Wettbewerbsleitung die Grösse und Lage der Tagesaufgaben festlegt.

Viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl sind dafür notwendig, oftmals wird ein Wetterfenster zwischen zwei Tiefdruckfronten (Regen) optimal genutzt: "Die Aufgaben zwischen 200 und 400 Kilometern Streckenlänge dürfen nicht zu einfach, aber auch nicht zu schwierig sein. Denn schließlich soll die sportliche Leistung sichtbar werden, aber die Flieger auch möglichst abends wieder zum Flugplatz zurückkehren können", so Meuser. Ist dies wegen Wetterverschlechterung, oder ausbleibender Thermik nicht der Fall, wird auf anderen Fluggeländen, oder auch Äckern gelandet.

Nach einer solchen "Außenlandung" muss die Rückholmannschaft ihren Mann "vom Acker holen", sprich mit Hänger hinfahren und das Flugzeug an Ort und Stelle abrüsten (auseinander nehmen) und auf der Straße wieder zum Startort zurück fahren.

Die Marburg Open - inzwischen eine regelrechte Kultveranstaltung - zeichnen sich durch ihre familiäre Atmosphäre aus und die wenigsten Piloten fliegen mit "dem Messer zwischen den Zähnen", sind also rein leistungsfixiert. Sondern ebenso wichtig sind die Schönheit des Fliegens und die wundervolle Landschaft, die aus der Luft ganz andere Einblicke gewährt, als vom Boden aus. So lernten die Teilnehmer im Verlauf der vier Tage nicht nur die Gegend rund um Marburg, sondern auch das Sauerland, Rothaargebirge und den imposanten, gerade erst zum Weltnaturebe erklärten Kellerwald kennen. Auch die mächtige, mehrere hundert Meter hohe Radioantenne auf dem Rimberg (Knüllgebirge) blieb in Erinnerung. Sie galt es als einen der Dreieckes-Wendepunkte zielgerichtet zu umrunden, was dank GPS-Navigation metergenau möglich ist.

Die ständige Beobachtung des Wetters, die Auseinandersetzung mit der komplizierten, nie langweilig werdenden Metereologie und das lustvolle "Spiel mit den Wolken" sind das andere große Faszinosum des Segelfluges. Am erfolgreichsten waren aus dem Taunus die drei Piloten des Sportfliegerclubs Riedelbach: Michael Seifert, dessen Vater Horst und Jörg Büttner belegten in der mit 17 Teilnehmern stark besetzten Standardklasse die Plätze eins bis drei! Vom befreundeten Luftsportclub Bad Homburg (LSC), der auf dem Obernhainer Gelände fliegt, kamen Klaus Mangels und Ralf Butz auf die Plätze 14 und 16.

Segelflugzeuge der Standardklasse haben 15 Meter Spannweite und wiegen trotz dieser Größe nur etwa 350 Kilogramm. In der 18-Meter Klasse erreichte Lutz-Volker Benner vom LSC Platz neun von 22 Teilnehmern, LSC-Vorsitzender Horst-Walter Schwager kam in der Clubklasse (ältere Segelflugzeuge) unter 15 Teilnehmern auf Platz elf.
Alle Ergebnisse im Internet unter http://www.strepla.de/scs/.

Informationen zum Segelflugsport und den beiden Vereinen unter http://www.sfc-riedelbach.de und http://lsc-badhomburg.de.

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