Segelflugweltmeisterschaft in Ostrow

Es hat nicht sollen sein. Sensationell in Führung lag bei der Segelflugweltmeisterschaft in Ostrow/Polen nach dem vorletzten Wertungstag und Tagessieg mit Jan Omsels ein Pilot des Luftsportclub Bad Homburg (LSC, der UA berichtete). Aber die unorthodoxe Metereologie machte ihm am siebten Tag einen gewaltigen Strich durch die Rechnung – am Ende belegte Omsels nur Gesamtrang vier.

Was im Reigen der weltbesten Segelflieger unter 37 Teilnehmern in der 15-Meter Klasse immer noch eine ausgezeichnete Plazierung ist! Besonders stolz darf er dabei auf seine zwei herausgeflogenen Tagessiege sein. So ging es am zweiten Tag über 497 Kilometer mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 137,54 (!) Kilometern pro Stunde. Und darin ist das ortsfeste Kreisen, um Höhe zu gewinnen, schon enthalten! Denn Segelflieger nutzen warme, aufsteigende Luft unter Wolken zum Höhengewinn und fliegen anschließend zwischen den Wolken mit Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 250 Kilometern pro Stunde geradeaus zum nächsten Aufwind vor.

Jan Omsels, der beruflich Verkehrspilot ist, engagiert sich beim LSC in seiner Freizeit als Fluglehrer der jungen Segelflieger. Aber auch sportlich ist der 33-jährige Deutsche Meister von 2013 und Deutsche Vizemeister des letzten Jahres für die Jugend ein Vorbild: Seit seinem Erfolg von 2013 ist Omsels auch Mitglied der Deutschen Nationalmannschaft. Omsels großer Konkurrent in Ostrow war der mehrfache Weltmeister Sebastian Kawa, der als Pole halbstaatlich gesponsort wird und das Segelfliegen quasi hauptberuflich betreiben kann. Er war amtierender und ist auch der neue Weltmeister der 15-Meter Klasse; die Flugzeuge haben dort sogenannte Wölbklappen, können also die Flügelprofilform während des Fluges verändern und somit den stark wechselnden Fluggeschwindigkeiten anpassen.

„Am letzten Tag habe ich die Wetterlage falsch eingeschätzt und nicht richtig verstanden“ berichtete Omsels selbstkritisch vom letzten Tag, in den er als Führender gegangen war. Er wollte eigenständig fliegen – im Gegensatz zum oft vorkommenden Pulkfliegen mehrerer Segelflugzeuge. Das kann ein Vorteil sein, aber auch ein Nachteil: „Denn dann können die Nachfolgenden sich an einem orientieren, ich selber muss das Wetter aber ganz alleine lesen.“ Über 505 Kilometer führte der Kurs, hohe Cirren (sehr hoch reichende Schleierwolken, Anm.d.Red.) deuteten eine Wetterverschlechterung an, „auch deswegen bin ich gleich ganz früh weg!“ Das Phänomen des Tages waren aber die Steigwerte, die abseits „im Blauen“ besser waren, als unter den Wolken! „Das haben die Wettbewerber besser ausgenutzt, die sind auch bodenorientierter geflogen“ so Omsels. Bodenorientiert meint, dass der Pilot auf Geländeverläufe, Hügel, Waldkanten und Steinbrüche achtet, die oft Auslöser von Tehrmikbewegungen sein können.

Mit der Distanz ist beim besten Piloten des LSC die Enttäuschung aber längst einer gewissen Genugtuung gewichen. Immerhin konnte er, der auch in der sogenannten Segelflug-Formel 1 2016 Achter war, mit der Weltelite nicht nur mithalten, sondern sie alle zweimal deutlich distanzieren – das gibt Selbstvertrauen für die Zukunft. Das nächste Ziel ist die Europameisterschaft im nächsten Jahr, die in Prievidza/Slowenien stattfindet. 

Weitere Informationen zum Wettbewerb und dem LSC im Internet unter https://wgc2018.pl/en.

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