Streckenfluglehrgang

„Durch Fliegen im Team mit erfahrenen Segelfiegern lernen junge Scheininhaber am besten“ sagte Lutz-Volker Benner vom Luftsportclub Bad Homburg. Erfolgreich veranstaltete er auf dem Heimatflugplatz in Obernhain/Wehrheim zwei viertägige Streckenfluglehrgänge.

Schon seit 59 Jahren fliegt der Verein auf seinem Fluggelände am Erlenbach, welches am Erlenbach im Ortsdreieck Neu-Anspach/Wehrheim/Obernhain liegt. Der laut- und motorlose Segelflug funktioniert mit warmer, aufsteigender Luft, die sich über dem Boden in der Sonne erwärmt hat. In diesen nach oben steigenden und an ihrer Spitze meistens Wolken ausbildenden „Thermikschläuchen“ gewinnt der Segelflieger kreisend Höhe, bevor er geradeaus und übers Land gleitend nach neuen Aufstiegsmöglichkeiten sucht. Kenntnisse über Flugzeugtechnik, Aerodynamik, Meteorologie, aber auch Luftrecht sind nötig und viel Erfahrung: „Segelfliegen, insbesondere der Streckenflug weit weg vom Heimatflugplatz ist wie ein Handwerk, man lernt es durch Beobachten, Üben und Nachmachen“ sagte Benner, passionierter Leistungsflieger mit über 5000 Stunden Flugerfahrung. Der ehemalige langjährige LSC-Vorsitzende gibt seine Erfahrungen gerne an die junge Generation weiter. Als dafür am effektivsten hat sich der Teamflug erwiesen, bei dem ein Erfahrener ein bis zwei „Schüler“ im Schlepptau hat und mit ihnen gemeinsam „über Land geht“ – jeder in seinem Flugzeug. Diese Piloten sind natürlich keine Schüler mehr, alle besitzen den Luftfahrerschein, der – anders als der Autoführerschein – schon mit 16 Jahren gemacht werden kann. Beginnen kann man das Segelfliegen sogar schon mit 14 Jahren und nach einiger Zeit bereits alleine seine Platzrunden drehen.

Einer von ihnen ist der 15-jährige Marvin Nitsche aus Rosbach, der während des Lehrgangs beim parallel stattfindenden Schulflugbetrieb seine ersten drei Alleinstarts schaffte: „Diesen Moment vergisst ein Segelflieger sein Lebtag nicht mehr, wenn er endlich alleine, ohne den lästigen Ratgeber von hinten, alleine durch die Luft steuert“ sagte Werner Rösch, neben Peter Frisch der erfahrenste der ehrenamtlich arbeitenden Fluglehrer des Vereines. Die Streckenflieger hatten dagegen unter der Anleitung des Landestrainers Peter Eberhardt und Gerd Spiegelberg täglich ein anderes, festgelegtes Ritual: Nach dem morgendlichnen gemeinsamen Frühstück um 8 Uhr im Clubheim wurden in einem ausführlichen Briefing zunächst die Flüge des Vortages besprochen. Und danach eine Einschätzung des Wetters abgegeben, sowie die Teams gebildet. Gleich der erste Flugtag begann mit sogenanntem Hammerwetter, also idealen thermischen Bedingungen: Stolz konnte Benner beim zweiten Morgenbriefing 5000 Streckenflugkilometer vom Vortag vermelden!

Diese Flüge werden meistens als große Dreiecksstrecken angelegt, die beispielsweise von Obernhain ins Rothaargebirge führen, von dort an den Thüringer Wald und danach über Wasserkuppe und Vogelsberg wieder nach Hause. Viele hundert Kilometer werden dabei erflogen und es gilt ständig, die besten Aufwindgebiete zu finden. „So lohnt sich bei dem Weg nach Osten der nördliche Umweg über Gießen, denn die Wetterau ist thermisch nicht ergiebig – leicht kann es da zum Absaufen und einer Außenlandung kommen“ erzählte Spiegelberg. Absaufen nennen die Segelflieger das Ausbleiben von nutzbaren Aufwinden, irgendwann ist die Höhe weg und man landet auf einem Acker. Was auch im Lehrgang mehrfach passierte. „Das ist nicht gefährlich, wird in der Ausbildung sogar gelehrt“ sagte Frisch.

„Es waren informative, sprichwörtlich heiße Tage und Petrus machte dazu ganz schön Wind. Jeder Tag brachte neue Herausforderungen, gefüllt mit einem möglichen Maximum an Streckenfliegen und dazu die entsprechende Streckenflugtheorie“ so ein zufriedener Benner nach Abschluss der Veranstaltung, die im nächsten Jahr fortgesetzt werden soll.

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